von Andreas Schwarz

Das Zeitalter der Weltraumfahrt begann am 04. Oktober 1957 mit dem ersten künstlichen Erdsatelliten Sputnik 1, welcher von der damaligen Sowjetunion in den Erdorbit geschossen wurde. Bereits am 03. November 1957 beförderte die damalige Sowjetunion im Rahmen der Sputnik 2-Mission die Hündin Laika in den Erdorbit und damit das erste Lebewesen in den Weltraum. Folgerichtig war der nächste Schritt der damaligen Sowjetunion am 12. April 1961 mit Juri Gagarin im Rahmen der Wostok-Mission einen Menschen in den Weltraum zu befördern, womit die bemannte Weltraumfahrt begann. Das war vor genau 60 Jahren.

Das Raumschiff Wostok konnte eine Person in den Weltraum befördern. Es bestand aus zwei Modulen: Einem Geräteteil und einer kugelförmigen Landekapsel. Im Geräteteil befanden sich unter anderem das Bremstriebwerk und die Treibstoffe für das Raumschiff. In der Landekapsel befanden sich die technische und die wissenschaftliche Ausrüstung, welche hauptsächlich aus Kommunikations- und Telemetriesystemen, Landesensoren und einem Landefallschirm bestand. Der Kosmonaut saß auf einem Schleudersitz, welcher kurz vor der Landung herauskatapultiert wurde. Mit der kugelförmigen Landekapsel konnte nur ballistische Landungen durchgeführt werden. Bei diesem ballistischen Landeanflug erreichte die Landekapsel eine Beschleunigung von 10 G, also von rund 100 m/s². Damit erreichte der Kosmonaut bei der Landung das 10-fache seines Körpergewichtes. Ein Abbremsen der Landekapsel auf kleinere Beschleunigungen war noch nicht möglich, so dass der Kosmonaut aus der Kapsel katapultiert werden und mit einen eigenen Landefallschirm landen musste.

Am 12. April 1961 um 07:07 MEZ startete Juri Gagarin als erster Mensch von Baikonur (ehemalige Sowjetunion) aus für eine Erdumrundung in den Weltraum. Um 08:55 MEZ landete er wieder auf der Erde. Die erste bemannte und auch erfolgreiche Raumfahrtmission dauerte 1 Stunde und 48 Minuten. Beim Erreichen des Erdorbits nahm Gagarin erfolgreich Funkkontakt mit der Erde auf und bestätigte, dass er sich gut fühle. Durch Bullaugen in der Raumkapsel konnte Gagarin auf die Erde blicken, was ihn offensichtlich beeindruckte: „Ich sehe die Erde! Ich sehe die Wolken, es ist bewundernswert, was für eine Schönheit!“ Er konnte aus seiner Raumkapsel deutlich Gebirgszüge, ausgedehnte Wälder und Küstenstriche erkennen. Seine medizinischen Daten wurden während des Weltraumfluges laufend an die Erde übermittelt. Medizinische Komplikationen traten nicht auf. Gagarin sagte nach dem Ende des Weltraumfluges, dass er sich reibungslos an den Zustand der Schwerelosigkeit gewöhnen konnte. Wörtlich führte er aus „Ich nahm keine physiologischen Schwierigkeiten wahr. Das Gefühl der Schwerelosigkeit war ein wenig fremdartig im Vergleich mit [irdischen] Bedingungen. Hier fühlt man sich, als ob man aufgehängt ist. Offensichtlich drückt das straff anliegende Federsystem auf den Brustkorb. (..) Später habe ich mich daran gewöhnt und hatte keine unangenehmen Empfindungen“

Im Rahmen des ersten bemannten Weltraumfluges musste Juri Gagarin noch kein großes technisches und wissenschaftliches Arbeitspensum erfüllen. Er beobachtete vor allem die Erde und die Instrumente in seinem Raumschiff. Des Weiteren ging es bei dem Weltraumflug vor allem um die Auswirkungen der Weltraumbedingungen auf den Menschen und die Technik. Nun war klar, dass bemannte Weltraumflüge medizinisch und technisch durchführbar waren. Bereits am 20. Juli 1969 landeten die ersten Menschen im Rahmen der US-Apollo-Missionen auf dem Mond, wobei die erste bemannte Mondumkreisung im Rahmen dieser Missionen bereits am 24. Dezember 1968 stattfand. Genau 20 Jahre nach dem ersten bemannten Weltraumflug startete am 12. April 1981 mit der Columbia das erste US-Spaceshuttle.

Ausblick: In der zweiten Hälfte der 2020er Jahre könnte es wieder zu bemannten Missionen zum Mond kommen. Der Planet Mars soll im Rahmen einer bemannten Mission in den 2030er Jahren erreicht werden. Doch dürften hierfür noch einige physiologische, psychische und technische Herausforderungen zu meistern sein, so dass eine bemannte Marsmission wohl erst zum Ende der 2040er Jahre wahrscheinlich ist. Doch wird das am 12. April 1961 von Juri Gagarin begonnene Abenteuer Weltraumfahrt weitergehen. Der 12. April ist mittlerweile als „Tag der Kosmonauten“ ein Gedenktag für die bemannte Raumfahrt. Es finden an diesem Tag Vorträge, Workshops und andere Veranstaltungen zur bemannten Weltraumfahrt statt. Juri Gagarin, welcher am 09. März 1934 in der damaligen Sowjetunion geboren wurde, starb bei einem Flugzeugabsturz am 27. März 1968. Auch wenn er daher die weitere Entwicklung der Weltraumfahrt, etwa die Mondlandung, nicht mehr mitbekommen konnte, so bleibt er doch mit seinem Einsatz ein Garant für die Durchführung von Weltraummissionen und für alle daraus resultierenden Entwicklungen zum Wohle der Menschheit.

Hinweis: Im Rahmen unserer Vorträge, welche das Sonnensystem und seine Objekte zum Gegenstand haben, wird auch ausführlich auf die zugehörigen Raumfahrtmissionen eingegangen. Auch auf den ersten bemannten Weltraumflug werden wir im Rahmen eines Vortrages eingehen, so bald dies wieder möglich sein sollte.