Astronomie ist Teil unseres Weltbildes und damit ist die Vermittlung von astronomischen Erkenntnissen als Wissenstransfer in die Gesellschaft eine verantwortungsvolle und wichtige Aufgabe. Daher soll für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wilhelmshaven und des Landkreises Frieslands sowie für die Touristinnen und Touristen der Region eine Schul- und Volkssternwarte errichtet und betrieben werden. Die Schul- und Volkssternwarte wird auch einen wichtigen Beitrag zum Wissenschaftsstandort Wilhelmshaven leisten und insgesamt einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Stadt liefern. Betreiber der Volkssternwarte soll in Kooperation mit der Stadt Wilhelmshaven der Astronomische Verein Wilhelmshaven – Friesland e.V. sein. Damit leistet der Verein auch einen Beitrag zum Ziel „Wissenschaftsstadt Wilhelmshaven“. Der Antrag der Stadt Wilhelmshaven auf den Titel Wissenschaftsstadt wurde bereits zum Ende des Jahres 2021 von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Wilhelmshaven mbH (WFG) ausgearbeitet und beim Innenministerium des Landes Niedersachsen eingereicht. Eine Antwort auf den Antrag steht noch aus.

Als möglicher Ort für die Sternwarte ist das Dach des Jade InnovationsZentrums (JIZ) vorgesehen, wenn es die Statik des Gebäudes ermöglicht. Das Jade InnovationsZentrum beinhaltet die notwendige Infrastruktur für den Betrieb einer Schul- und Volkssternwarte. Vorhanden sind ein Vortragsraum mit entsprechender Technik, Räumlichkeiten zur Lagerung von Materialien, sanitäre Einrichtungen und Parkplätze. Die Sicht Richtung Süden ist weitgehend frei von möglicher Lichtverschmutzung, so dass astronomische Beobachtungen und deren Vorführungen möglich sind. Das Jade InnovationsZentrum ist überdies aufgrund seiner Anbindung an die Wissenschaft ein idealer Ort für eine astronomische Institution. Des Weiteren hat der Ort des Gebäudes eine gute verkehrstechnische Anbindung und touristische Attraktivität.

Doch auch über Alternativen zum Jade InnovationsZentrum (JIZ) wird nachgedacht. Diese möglichen Alternativen könnten unter anderen ein Anbau am oder ein Neubau im Bereich des Jade InnovationsZentrums sein. In diesem Fall könnten alle statischen Anforderungen voll berücksichtigt werden. Des Weiteren könnte neben der Sternwarte dann auch ein Planetarium installiert werden, was die Attraktivität der Einrichtung zusätzlich erhöhen würde. Der Nachteil wäre dann natürlich ein höherer finanzieller Aufwand, dessen Höhe noch ermittelt werden müsste. Deshalb muss darüber nachgedacht werden, ob das Projekt zur Errichtung und zum Betrieb einer Sternwarte im Rahmen eines größeren Projektes realisiert werden soll, welches noch andere wissenschaftliche Fachgebiete umfassen würde. Eine sinnvolle Ergänzung zur Astronomie wären zum Beispiel die Geowissenschaften, mit Schwerpunkt auf Meteorologie und Klimatologie. In diesem Sinne wäre die „Jade-Sternwarte“ ein Teil des „Jadezentrums für Astronomie und Geowissenschaften“.

Im Rahmen einer Projektgruppe soll nun evaluiert werden, ob sich das Projekt nur auf die Astronomie beziehen oder weitere Gebiete, etwa Geowissenschaften (z.B. Meteorologie und Klimatologie), umfassen soll. Diese Evaluierung soll auch vor dem Hintergrund der konkreten Fördermöglichkeiten erfolgen. Des Weiteren soll die Projektgruppe das Projekt dann auch professionell umsetzen. Derzeit besteht die Projektgruppe, welche sich noch im Aufbau befindet und sich am 23.02.2022 konstituiert hat, aus Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung der Stadt Wilhelmshaven, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Wilhelmshaven mbH (WFG), der Nordwestdeutschen Universitätsgesellschaft (NWDUG) und des Astronomischen Vereins Wilhelmshaven – Friesland.

Alle Beteiligten unterstützen ausdrücklich das Ziel „Wissenschaftsstadt Wilhelmshaven“ und erkennten die daraus resultierende hohe Bedeutung des Wissenstransfers in die Gesellschaft an. Sie unterstützen sich dabei gegenseitig dieses Ziel zu erreichen und umzusetzen. Zweifellos ist Wilhelmshaven ein auch international anerkannter Wissenschaftsstandort, mit einigen bedeutenden wissenschaftlichen Institutionen, wie das Forschungsinstitut Senckenberg am Meer, das Institut für Vogelforschung, das Niedersächsische Institut für historische Küstenforschung, die Jade Hochschule, das Institut für Chemie und Biologie des Meeres und weiteren Außenstellen der Universität Oldenburg. Aus diesem Grunde ist der Titel „Wissenschaftsstadt“ ein erstrebenswertes Ziel für Wilhelmshaven und eine gesellschaftliche Aufgabe. Der Transfer von wissenschaftlicher Erkenntnissen und aktuellen Forschungsergebnissen in die Gesellschaft in vielfältiger Weise (Medien, Schulen, Volkshochschule, Veranstaltungen, Vorträge, etc.) ist daher eine verantwortungsvolle und wichtige Aufgabe. Dieser Aufgabe fühlen sich unter anderen die Nordwestdeutsche Universitätsgesellschaft, das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum und der am 17.10.2018 gegründete Astronomische Verein Wilhelmshaven-Friesland e.V. verpflichtet.

Der Astronomische Verein dient auch im Rahmen der zukünftigen Wissenschaftsstadt Wilhelmshaven dem Gewinn, dem Austausch und der Verbreitung von astronomischen Erkenntnissen sowie der Pflege und Entwicklung der Astronomie und Astrophysik durch astronomische Beobachtungen, Forschungen, Lehrveranstaltungen, Vorträge und Studien. Damit wird ein umfangreicher Erfahrungs- und Wissensaustausch auf allen Gebieten der Astronomie und Astrophysik ermöglicht. Entsprechend breit ist die Mitgliedschaft aufgebaut, von Liebhaberinnen und Liebhabern der Astronomie, über Amateur-Astronominnen und Amateur-Astronomen, Lehrerinnen und Lehrern, bis hin zu studierten Astronominnen und Astronomen bzw. Astrophysikerinnen und Astrophysikern. Entsprechend vernetzt ist der Verein mit Hochschulen, wissenschaftlichen Institutionen, Bildungseinrichtungen (z.B. Schulen und Volkshochschulen) und weiteren astronomischen Institution. Ein zentrales Ziel des Astronomischen Vereins ist die bereits am Anfang dieses Beitrags beschriebene Errichtung einer Schul- und Volkssternwarte in Wilhelmshaven und deren Betrieb. Auch ein Planetarium zur Simulation von astronomischen Konstellationen wäre eine sinnvolle Ergänzung zur Sternwarte.

Die Bedeutung der Astronomie bzw. Astrophysik für die Gesellschaft als interdisziplinäre Wissenschaft ist sehr hoch. Sie umfasst unter anderem die Bereiche Physik, Chemie, Biologie, Geowissenschaften (z.B. Geophysik, Meteorologie und Klimatologie) und Mathematik. Entsprechend breit sind auch die Beschäftigungsgegenstände im Astronomischen Verein vertreten. Damit leistet der Verein durchaus auch einen breiteren Beitrag zum Ziel, dass Wilhelmshaven den Titel einer Wissenschaftsstadt bekommt.

Astronomie ist als Wissenschaft und Bildungsziel Teil unserer Gesellschaft. So beeinflussen astronomische Sachverhalte uns und unsere Umwelt mehr als wir denken. Wilhelmshaven und auch Friesland liegen am Meer. Das Wattenmeer verdankt seine Existenz den Gezeiten, welche sich aus der gravitativen Wechselwirkung von Erde, Mond und Sonne ergeben. Doch gibt es viele weitere Wechselwirkungen zwischen der Erde und dem Weltraum. Eine prosperierende Zukunft der Menschheit dürfte auf längerer Sicht stark von der Erforschung und vom Verständnis des Weltraums abhängen. Nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht (z.B. Abbau von Rohstoffen und neuer Technologien), sondern auch aufgrund zukünftiger Gefahren aus dem Weltraum wie Impakte, starker Sonnenstürme oder Gammastrahlenausbrüche.

Die Etablierung einer Sternwarte zur Förderung von Forschung und Wissenschaft sowie der Schul- und Volksbildung wäre ein wertvoller Beitrag zur kulturellen Entwicklung der Stadt und für den Wissenschaftsstandort Wilhelmshaven. Vielleicht könnte die Sternwarte ja im Rahmen eines Jade-Zentrums für Astro- und Geowissenschaften realisiert werden, so dass neben der vielseitigen Astronomie bzw. Astrophysik auch Geowissenschaften wie Geophysik, Meteorologie, Klimatologie und die Wissenschaft des Meeres ihrem Platz unter einem Dach finden werden. Diese Aufzählung ist natürlich nicht abschließend. Durch vielseitige Kooperationen mit den Bildungseinrichtungen, der Jade Hochschule, der Universität Oldenburg, der Nordwestdeutschen Universitätsgesellschaft, dem Astronomischen Verein Wilhelmshaven-Friesland, der Stadt Wilhelmshaven und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft würde ein umfangreiches Netzwerk aus Wissenschaft, Bildung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft  zum Wohle der Allgemeinheit entstehen, an der auch die Bürgerschaft und der Tourismus der Stadt erfolgreich partizipieren.